Modul 3 Tag 1 (27. Juni 2017)

Blitzrunde


Mir ging es gut. Ich war motiviert und ausgeruht.

Auflockerung:


Jeder machte eine körperliche Auflockerungsübung und alle machten diese nach.
Bücher wurden vorgestellt und zum Ausleihen angeboten. Ich habe mein CBASP-Therapie-Buch namens „Die Mauer durchbrechen“ vorgestellt und einem Interessierten Klassenkameraden ausgeliehen. Dieses Mal habe ich mir nichts mitgenommen, weil ich wusste, dass ich wenig Zeit in diesem Monat zum Lesen haben werde.

Vorstellung Modellablauf



PowerPoint (PP) Präsentation


Empowerment


Empowerment heisst übersetzt „selbstbestimmtes Handeln“
Der Begriff ist ursprünglich verbunden mit der Black-Power-Bewegung in den USA. Der Begriff wurde vom Recovery-Movement adaptiert. In diesem Zusammenhang versucht man, von der Klinik/Peer Seite her dem Patienten zu helfen, das Selbstbewusstsein wieder zu erlangen.
„Ziel ist es, als Erkrankter wieder der Pilot seines eigenen Lebens zu werden.“ Oder auch „Zum Schwimmer im Lebensstrom werden und die Stromstellen zu meistern“.
In den Kliniken ist es noch stark verankert, dass die Verantwortung vom Patienten weggenommen wird. Es bewegt sich, in den Kliniken, in denen ich Einblick habe, einiges, aber man muss auch sehen, dass die Recovery-Bewegung noch sehr jung ist und das man Kliniken mit Hochseetankern vergleichen kann. Es dauert einfach eine gewisse Zeit, bis man den Kurs eines solch grossen Schiffes verändern kann.
Einzelaufgabe Empowerment

KGA (Klein-Gruppen-Arbeit)


Die Einteilung in die Gruppen war dieses mal besonders kreativ. Normalerweise ziehen wir z.B. Karten, um zufällige Gruppenkonstellationen zu erreichen.
Dieses Mal waren alle, die kurze Hosen anhatten wie ich, in meiner Gruppe. Eine weitere Gruppe wurde zusammengefügt mit den Personen, die etwas Rotes anhatten. Die dritte Gruppe bestand aus Brillenträgern, die noch nicht in einer Gruppe waren. Unsere Leiter lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen.
((Bild Flip chart))

KGA Präsentation und Rollenspiel


Wir wählten eine Situation aus, die zum Empowerment geführt hat. Ein untypisches Beispiel - mich hätte diese Situation z.B. noch weiter in die Krise gestürzt. Aber es ist ein gutes Beispiel dafür, wie individuell wir als Menschen/Patienten sind. Den Betroffenen in dieser Situation hat es ermächtigt (empowered), sich aus der Krise zu befreien.
Ich habe den Arzt gespielt. In der Situation kam eine Putzfrau zu mir. Sie entdeckte nicht genommene Medikamente im Papierkorb.
Ich als Arzt konfrontierte den Patienten damit. Patient erwiderte, dass er von Anfang an kommuniziert hatte, dass er die Medikamente nicht nehmen wolle.
Daraufhin erwiderte der Arzt, dass der Patient nach der Entlassung, 2 Wochen später wieder in der Klinik erscheinen würde, dass der Patient niemals alleine leben könne und immer unterstützt werden müsse. Niemals arbeiten könnte…….
Eine meiner Meinung nach unfassbare Reaktion eines Profis, der mit dem Umgang mit psychisch kranken Menschen vertraut ist.
Wie gesagt, mich hätte diese Situation noch tiefer in die Krise gestürzt, aber den Klassenkameraden hat es ermutigt. Die Reaktion war „Dir Zeig ich es“.
Heute sind alle Sachen, die der Arzt als unmöglich titulierte, Realität geworden.
Beeindruckend, wie ich finde.

Mittagessen


Pouletschnitzel
Pommes
Broccoli
Lecker war’s

Auflockerung 1-2-3-4


Diese Übung hatten wir schon mal, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern in einem früheren Blog-Post.
Jemand (Referendar) sprach die Zahlen 1-2-3-4.
Bei 1 und 3 klatschte man in seine eigenen Hände. Bei 2 und 4 klatschte man einmal mit dem links beziehungsweise rechts neben einem Stehenden zusammen. Das ganze wurde zu einer fliessenden Bewegung und dann wurde das Tempo immer weiter gesteigert. Das wichtigste für mich war, aufhören zu denken - und einfach in einer flüssigen, immer wiederkehrenden Bewegungen zu bleiben.
Macht Spass

Geschichte „Erlernte Hilflosigkeit“


Unser Referendar las uns folgende Geschichte vor:

Zu der erlernten Hilflosigkeit ist auch ein Experiment mit Hunden durchgeführt worden vom
amerikanischen Psychologen Martin E. P. Seligman.
Kurzfassung - Erklärung

Englisch Learned Helplessness

Ich habe hier ein PDF gefunden, die das Experiment exzellent erklärt.
Teufelskreis „Gebot statt Angebot“ - hier kann man mit Empowerment ansetzen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen

Stigmatisierung

Wir starteten das zweite Hauptthema dieses Moduls.
Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Altgriechischen und heisst übersetzt soviel wie Zeichen, Stich oder Brandmal

Goffman, 1975

Stigma nimmt auf eine Eigenschaft Bezug, die zutiefst diskreditierend ist.

• „Ein Merkmal, dass benutzt wird, um Menschen oder Gruppen gesellschaftlich auszugrenzen oder abzuwerten.“ Historisch wurden Stigmata zur Kennzeichnung von Sklaven, Verbrechern, Prostituierten und anderen gesellschaftlich geächteten Gruppen verwendet (z.B: Judenstern).
Gutes PDF zum Überblick zu den Themen Stigma und Selbst-Stigmatisierung

Stigmatisierung und Selbst-Stigmatisierung sind Themen, die mich sehr bewegen, motivieren und einfach sehr wichtig für mich sind.
Der „Kampf“ gegen Stigmatisierung von psychisch kranken/behinderten Menschen ist einer der Hauptgründe, wieso ich diesen Blog ins Leben gerufen haben.
Es ist mir sogar so wichtig, dass ich meine Blog-Posts mit meinem Namen signiere. Normalerweise lege ich grossen Wert auf Anonymität.
Aber ich habe mich nach langem Nachdenken über das Für und Dagegen dazu entschieden, mich nicht hinter einem „Nickname" zu verstecken. Das Thema ist zu wichtig. Ich habe einen grossen Vorteil und bin mir dessen bewusst. Für mein(e) zukünftige(n) Arbeitgeber wird meine Erkrankung kein Problem sein, da das im „Paket Peer“ automatisch dazu gehört. Ich muss keine Repressionen fürchten, was für andere Erkrankte leider häufig nicht gilt.
Ich bin also fähig, es zu machen, also fühle ich mich gewissermassen dazu verpflichtet, auch für meine und unsere Belange einzustehen.
Für mich ist es auch wichtig, einen Gegenpol zu schaffen, gegenüber alteingesessner Medien. Die Berichterstattung ist teilweise schlecht oder falsch. Ich unterstelle keine Vorsätzlichkeit, mehr Unwissenheit und schlechte, unzureichende Recherche.

Link & Phelan 2001


Stigma entsteht, wenn Etikettierung, Stereotypisierung, soziale Ausgrenzung, Statusverlust und Diskriminierung gemeinsam in einer Situation auftreten, in der ein Machtverhältnis besteht; (...).“

Quelle:
Abbildung: Sartorius & Schulze 2005, übernommen aus PowerPoint Präsentation „Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen“ (Wölwer & Zäske, 2014)
Quelle PDF:

Die Sich-Selbst-Erfüllende-Prophezeiung

Was ist Sebst-Stigmatisierung?


Rüsch, Berger, Finzen, Angermeyer, 2004 „Selbststigmatisierung liegt vor, wenn ein Mitglied einer stigmatisierten Gruppe die Vorurteile gegen die eigene Person teilt und damit gegen sich selbst
wendet.“
Bedingungen für Selbststigmatisierung
Corrigan & Watson 2002• Identifikation mit stigmatisierter Gruppe „Die reden schlecht über schizophreniekranke Menschen. Ich habe auch diese Diagnose also meinen die auch mich.“ 

• Wer sich nicht identifiziert, reagiert indifferent „Das stimmt doch gar nicht, was da über 
psychisch kranke Menschen gesagt wird.“
Zum Thema Selbst-Stigmatisierung. Da bin ich leider selbst immer noch nicht immun dagegen.
Wir hatten an diesem Tag zum ersten mal Gäste und durften Therapeuten und Pflege-Fachpersonal begrüssen. Wir haben Vorträge zu den beiden Hauptthemen gehalten, und danach hatten wir eine gemeinsame Diskussion.
Beim Thema Empowerment war ich mir, wie oben schon angetönt, nicht so sicher.
Bevor die Empowerment Präsentation begann, hatte ich Gedanken wie „Du wirst versagen“ und „Du wirst peinlich sein“ und so weiter.
Dann kamen mir aber auch Gedanken wie „Hey, du hast wieder alte Gedankenmuster“ oder „Beruhige dich, es wird schon gut werden“.
So kam es dann auch. Der Vortrag und die Diskussion sind gut verlaufen. Ich war trotz Erschöpfung im Moment und präsent. Meine alten Verhaltensmuster waren falsch und unbegründet.
Nur zum Sagen und zu deiner Ermutigung: Ich bin zwar auf meinem eigenen Recovery-Weg losgelaufen, aber auch ich bin öfters am Stolpern. Wichtig ist, sich wieder zu fangen und weiter zu laufen. Vielleicht gibt es ja auch dem einen oder anderen Hoffnung, wenn ich über meine Schwierigkeiten berichte.

Beispiele für Selbststigmatisierung (Quelle Handout ProMenteSana Folie 23)


• Ich gehöre nicht mehr dazu

• Mir kann man nichts zutrauen

• Ich bin gefährlich für die Anderen

• Ich bin selbst Schuld, dass ich krank geworden bin
• Ich werde nie wieder gesund
• Ich strenge mich nicht genug an
• Ich bin ein Versager
• Ich kann nichts
• Ich bin es nicht wert

Emotionale & kognitive Auswirkungen (Quelle Handout ProMenteSana Folie 24)


• Schamgefühle
• Schuldgefühle
• Reduzierte Selbstachtung
„Ich bin weniger Wert als die anderen.“
• Reduziertes Selbstvertrauen „Ich kann ja eh nichts.“
• Reduzierte Selbstwirksamkeit „Mein Handeln bringt sowieso nichts.“
• Gefühl der gesellschaftlichen Ausgeschlossenheit „Ich gehöre nicht mehr dazu.“

Folgen von Fremd- und Selbststigmatisierung (Quelle Handout ProMenteSana Folie 25)


• Rückzug

• Passivität, Antriebsarmut, Energieverlust
• Verlust von Hoffnung

• Geringes Krankheitsbewusstsein

• Erhöhte Selbstaufmerksamkeit

• Paranoides Denken

• Überangepasstes Verhalten
• Selbstdiskriminierung

Antistigma-Kompetenz


Antistigma-Kompetenz,L. Freimüller, W. Wölwer, Schattauer Verlag 2012

«Die Fähigkeit, sich wirksam gegen Stigma und Diskriminierung zu richten. Sie drückt sich in Wissen, Haltungen und Verhalten aus und bedeutet einen aktiven Beitrag zu einem respektvollen und gleichberechtigten Miteinander.»

„Die Betroffenen wissen in der Regel über das negative Bild psychisch Kranker in der Öffentlichkeit, was sie wiederum dazu bringt mit sozialen Rückzug zu reagieren. Hierdurch werden jedoch gerade solche persönlichen Kontakte vermieden, welche am effektivsten zum Stigma-Abbau beitragen könnten“
Oder kürzer gesagt, Stigma werden durch direkten Kontakt am effektivsten aufgelöst. Kontakt reduziert Vermeidung, Angst und Vorurteile und somit die Stigmatisierung

Anti-Stigma-Kampagnen


www.wie-gehts-dir.ch
www.kein-tabu.ch
www.hallo-ich-bin-ein-mensch.ch
www.spitalfmi.ch/psychiatrie/anti-stigma- kampagne.html
http://www.spitalfmi.ch/psychiatrie/anti-stigma-kampagne.html
swisspeer.blogspot.ch ;-))))))

KGA

• Mit welchen Vorurteilen/Stereotypen gegenüber psychiatrieerfahrenen Menschen bin ich aufgewachsen? 
Psychisch Kranke waren in meiner Jugend vor allem Schizophrene.
• Was dachte ich vor meiner Erkrankung gegenüber psychiatrieerfahrenen Menschen? 
Das wird mir sicher nie passieren
• Was nehme ich an/befürchte ich, dass meine Umwelt (Nachbarn, Mutter, Geschwister, ArbeitskollegInnen...) über mich denken? 
Nichts - da ich sehr transparent mit meiner Krankheit umgehe
• Was denke ich heute über psychiatrieerfahrene Menschen? 
Tolle Menschen nicht 0815 Gespräche. Recovery ist möglich, wenn auch nicht einfach
• Welche dieser Einschätzungen wende ich auf mich selbst an? 

• Wie wirken sich diese Erkenntnisse auf die/meine Peer- Arbeit aus? 
Ich gehe offen und transparent mit meiner Geschichte und Erfahrungen um. Ich versuche mit meinem Blog einen Gegenpol zu den gängigen Medienmeinungen zu sein.
Wir haben alle diese Punkte in der Kleingruppe besprochen und zur Präsentation, die für den 2. Tag geplant war, vorbereitet.
Abschlussrunde
Ich plante und ging dann wirklich, wie beim letzten Modul, an die Aare. Das hilft mir gut beim Entspannen.
Wir erhielten noch einen Ausdruck von diesem Artikel über Stigma von Andreas Knauf.
Hervorragend meiner Meinung. Wen das Thema interessiert, dem kann ich diese Lektüre wärmstens empfehlen.
PDF

Bis die Tage -  Freunde der Nacht

Best regards,
Dirk P. Flörchinger

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