Modul 0 Kennenlerntag 23.3.2017

Einen Tag zuvor (22.3.2017)
Ich war im Schlaflabor und wartete auf die Auswertung meiner Nacht.

Ich spielte gemütlich auf meinem iPad und plötzlich erschien eine Push-Message einer E-Mail. Nätürlich öffnete ich die Mail App. Dann riss ich meine Arme in die Höhe und jubelte. Da las ich - konnte es aber kaum glauben! In letzter Minute war jemand abgesprungen und ich wurde gefragt, ob ich flexibel wäre, um den Platz zu füllen.

Die Antwort war sehr kurz und enthielt mehrere Smilies. Der Rest des Tages war dann doch etwas stressing.

Von der Warteliste in die Top 20 - und das alles, nachdem ich eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben hatte.

Ich weiss zwar nicht so genau, wo ich auf der Liste war, aber die Nummer 23 gefällt mir aus diversen Gründen und deswegen sage ich einfach: Ich bin der 23.

Bahnfahrt

Die Nacht war nicht wirklich erholsam, aber die Bahnfahrt war ok, ausser den Wechseln von Zug zu Zug. Das war schon sehr knapp getimed. Als ich von Olten Richtung Langenthal fuhr, sah ich eine Frau mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung. Getraut habe ich mich nicht, sie anzusprechen, aber ich konnte mir vorstellen, dass sie ebenfalls zum Kennenlerntag unterwegs war. In Langenthal angekommen hiess es wieder sehr schnell den letzten Zug zu wechseln. Ich war alleine im Zugabteil und erledigte noch ein paar dringende Mails. ENDSTATION krächzte es aus dem Lautsprecher. Ich packte meine Sachen und stieg aus. Plötzlich tippte mir jemand auf Schulter. Vor mir eine Frau. Ich erkannte sie zuerst nicht. Aber innert kurzer Zeit erklärte sie mir, wer sie ist und wo wir uns kennengelernt hatten. Sie und ich waren zusammen im Interview in Zürich.

Wir liefen zusammen Richtung Psychiatrie und unterhielten uns, wie es uns in den letzten Monaten ergangen war.

Ich hatte zwar eine Mail bekommen, um welche Zeit ich in St. Urban sein müsse, aber jedoch nicht, WO auf dem riesigen Gelände. Ich fragte meine Begleitung, ob sie mehr Information hätte, aber sie verneinte.

Wir entschlossen uns zu einem Gebäude zu laufen, in dem eine Veranstaltung der Peer-Weiterbildung im Herbst stattgefunden hatte. Auch nichts zu sehen, aber innert kurzer Zeit waren wir 15 Leute und das grosse Händeschütteln begann.

Shakehands vor der Mehrzweckhalle

Es war eine sehr fröhliche Stimmung und bei dieser Gelegenheit traf ich die Frau aus dem Zug wieder.

Ich hatte recht und ich erzählte ihr auch meine Gedanken, die ich hatte. Sie war erfreut. Über den Tag verteilt hatten wir einige Gespräche. Mein erster Eindruck war richtig. Sie hat eine mega Ausstrahlung und wird sicherlich ein toller Peer.

Schlussendlich wurden wir vom Leiter des Kurses abgeholt und in einen schönen Saal geführt.

Kurzer Satz zum Befinden

Im Saal angekommen standen 22 Stühle in einem Kreis. In der Mitte des Kreises lag ein schönes Tuch. Darauf standen ein Bergkristall und mehrere Mensch-ärgere-dich-nicht Figuren. Eigentlich wäre ich gerne bei einer der beiden Ladies geblieben, habe mich aber dann dagegen entschieden, da ich in den nächsten 18 Monaten mit vielen der Gruppe zusammen arbeiten werden. Bevor ich in der Klinik war, hätte ich nicht so logisch entschieden. Im Verlauf des Tages wurde mir jedoch bewusst, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich plane dasselbe an den nächsten Tagen zu machen. Es gibt so viele interessante Menschen und es wäre schade, sich selbst auf den Kontakt mit wenigen zu beschränken.

Als wir dann alle auf einem Stuhl Platz genommen hatten wurden wir freundlich von den beiden Leitern begrüsst.

Die erste Aufgabe war, seinen Namen zu sagen und zu beschreiben, wie der Tag bislang war. Ich fasste das oben geschriebene zusammen. Anderen ging es viel schlechter. Ein Paar musste kurz nach 5 Uhr morgens aufstehen, damit sie rechtzeitig um 9 Uhr in St. Urban waren.

Vorstellung mit Wollknäuel

Nachdem jeder der Gruppe mit der Vorstellung fertig war, wurden wir aufgefordert aufzustehen. Die Leiterin hatte ein Wollknäuel in der Hand und stellte die nächste Aufgabe vor. Man sagt seinen Namen und ein Wort mit dem selben Anfangsbuchstaben. Zum Beispiel: Mein Name ist Summer und mein Wort ist Sonnenschein, weil ich schönes Wetter mag. Dann gebe ich weiter. Die nächste Person bedankt sich: Danke, Summer-Sonnenschein. Mein Name Kirk, mein Wort ist Killer. Ich habe meinen Fischen zuviel Futter gegeben und sie damit gekillt. Dann immer so weiter. Nachdem jeder sich auf diese Weise vorgestellt hatte und das Netz mit allen Mitgliedern verbunden war, ging es in die umgekehrte Richtung. Bis alle Wolle wieder bei der ersten Person war.

Eine sehr spielerische Art, in der ich und die anderen innert kürzester Zeit zu einem grossen Teil die meisten Namen wussten. Sehr gute Methode, die ich sicherlich in Zukunft genau so einsetzen würde, wenn ich auch in einer grösseren Gruppe wäre.

Soziographische Erhebungen zwischendurch

Über den ganzen Tag verteilt zur Auflockerung gab es immer wieder mal Soziographische Erhebungen. Zum Beispiel

die Altersverteilung ( 25-30 Jahre war die kleinste Gruppe, 31-40 die grösste). Weiterhin wurde gefragt, in welchem Kanton sich der Wohnort befindet und das Geburtssternzeichen.

Meine Frage war, wer mehr als 3 Monate am Stück im Ausland war. Zu meiner Überraschung bejahten dies ca. 80% der Gruppe.

Der Zivilsenat wurde auch erfragt und noch andere Dinge, die mir aber nicht mehr einfallen.

Ich fand auch diese spielerische Aufgabe sehr interessant. Zudem war es war eine willkommene Abwechslung, ab und zu aufzustehen, so dass man keine Chance hatte, müde zu werden oder die Konzentration zu verlieren.

Auch sehr clever eingesetzt vom Leiterteam.

Interview 2x20 min oder 2x10 Minuten ??? (Ich weiss die Zeit nicht mehr)

Es wurden so eine Art Memory-Karten verteilt. Wer eine Übereinstimmung hatte, durfte dann ein Gespräch führen, mit dem Ziel, nach der Pause eine 5-minütige Präsentation über die andere Person zu halten.

Ist fast langweilig - aber auch diese Aufgabe gefiel mir wieder sehr ;-)

Mittagessen

Nach dem Gespräch hatten wir eine Stunde Pause. Das Essen in der Kantine war sehr gut abgeschmeckt und hatte auch schöne Texturen. Ich als ehemaliger Küchen-Manager kann das sicherlich gut beurteilen.

Die Gespräche während des Essens war auch sehr angeregt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, was für ein Privileg es ist, diese tollen Menschen kennenzulernen und in Zukunft mit ihnen gemeinsam an Projekten zu arbeiten.

Vorstellung 2x5 min

Wohl genährt kamen wir dann wieder in unseren Saal zurück. Dann fingen die Präsentationen an, der Inhalt ist zu persönlich und so kann ich nicht darüber schreiben. Es dauerte natürlich relativ lange, bis alle Präsentationen durch waren, es wurde jedoch nie langweilig. Nach jeder Vorstellung wurden persönliche Gegenstände, die jeder mitbringen musste, in die Mitte auf das schöne Tuch gelegt. Mein Gegenstand war ein kleines Büchlein, dass ich in der Klinik im Kunstherapeutischen Unterricht gestaltet hatte. Es ist der Grundstein und mein Fundament auf meinem Recovery-Weg.

Erwartungen & Ängste

Wir erhielten ein A4 Blatt und mussten es mit einem Stift in vier Teile einteilen. Die vier Themen, die jeder für sich ausarbeiten musste, hiessen: Erwartungen an die Weiterbildung, Persönliche Ziele, Wünsche an die Gruppe und Ängste.

Ich schrieb folgendes:

Erwartungen an die Weiterbildung

Ehrlich und offen sein.

Unstimmigkeiten schnell aus der Welt schaffen.

Theoretisches Fundament, auf das man sich in Notlagen von Patienten in Zukunft stützen kann.

Austausch von Erfahrungen, um Themen individuell zu erarbeiten.

Persönliche Ziele

Ich möchte ein Kochbuch und einen Kochkurs entwickeln, die auf die Bedürfnisse von depressiven Menschen eingehen.

Ich würde gerne die Praktika auf meiner ehemaligen Station machen, da mich das Team, die Leitung und der therapeutische Ansatz sehr überzeugt. CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy)

Das ist die Therapie, die ich dort kennenlernen durfte und für mich war dies die absolut richtige Massnahme.

Einen Punkt, den ich vergessen habe aufzuschreiben, ich aber hier ja noch ergänzen kann, ist, dass ich gerne Selbsthilfegruppen, die den Schwerpunkt CBASP haben, miteinander zu vernetzten. So könnte man einen Standard zu erarbeiten und auch einen Austausch durchführen. Ich denke, aus Erfahrungen anderer kann man auch selbst sehr profitieren.

Wünsche an die Gruppe

Bei Unklarheiten bitte nachfragen.

Ich habe Konzentrationsschwierigkeiten und rede und schreibe teilweise zu kompliziert.

Ängste

Getratsche hinter dem Rücken anderer

Einen Punkt, den ich vergessen habe aufzuschreiben, der mir jetzt aber einfällt ist, dass ich Angst habe, irgendwie zwischen die Stühle zu fallen und irgendwie alleine zu sein zwischen all den Grüppchen, die sich bilden werden.

Als Erstmassnahme habe ich schon eine Person angesprochen, mit der ich gerne in einer zukünftigen Lerngruppe wäre. Sie hat mir zugesagt und so ist zumindest der Anfang schon geregelt.

All diese A4 Blätter wurden in einem Nachbarraum auf kleine Tische gelegt. Dann sind alle durch den Raum gelaufen und jeder hat jeden Zettel gelesen. Das war ebenfalls spannend. Viele Sachen wurden mehrfach genannt. Für mich auch ein weiterer Beweis, wie ähnlich wir als Gruppe sind und welche Bedürfnisse jeder Einzelne hat.

Verabschiedung und Heimfahrt

Zum Abschluss eines tollen aber anstrengenden Tages gab es wie zum Anfang eine Fragerunde, wie es einem so gehe.

Der Konsens war sicherlich, dass wir müde waren, aber uns sehr wohl in der Gruppe fühlen. Danach war der Tag vorbei. Ich bin dann zum Zug aufgebrochen. Unterwegs traf ich wieder auf die Dame aus dem Zug vom Morgen, wo ich mich noch nicht traute, sie anzusprechen. Wir kamen gerade rechtzeitig, bevor der Zug nach Langenthal abfuhr. Wir sprachen insgesamt noch ca. eine Stunde miteinander und reflektierten über den Tag. War der perfekte Abschluss eines aussergewöhnlichen Tages, an dem ich mich sehr wohl gefühlt habe.

Link Modul 1 Tag 1


Bis die Tage -  Freunde der Nacht

Best regards, Dirk P. Flörchinger

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