🇩🇪🇨🇭Management Summary Modul 1 (25-27 April 2017)

Einen Monat nach unserem Kennenlerntag, treffen wir uns wieder in diesem sehr abgeschiedenen Ort namens St. Urban.
Zu Beginn kontrollierten wir spielerisch, ob die gegenseitigen Namen noch präsent waren, mit sehr guten Resultaten.
Das Hauptthema war die Frage, was Gesundheit ist oder was das beschreibt.
Zu Beginn sieht die Frage einfach aus. Aber als wir ein wenig in die Geschichte eingetaucht sind, wurde schnell klar, das der Begriff Gesundheit keineswegs fix ist. Es unterliegt starken Schwankungen. Ich möchte 3 Zitate herausnehmen:

Brockhaus (1969 )

„Gesund, lat. sanitas, der Zustand, in dem sich Lebewesen befinden, wenn alle ihre Organe ungestört tätig sind und harmonisch zur Erhaltung ihres ganzen Wesens zusammenwirken, sowie ihre Fortpflanzung gewährleisten (im Gegensatz zu Krankheit). “

Kommentar: Ein sehr körperlicher Ansatz, nach dem ich als psychisch Kranker als gesund gelten würde.

Medizinsoziologe Talcott Parsons (1951)

„Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist.“

Kommentar: Der Mensch zählt nichts, er muss einfach Leistung bringen!

Groddeck, deutscher Arzt, 1910

Gesund oder Krank
„Denn Krankheit und Gesundheit sind nicht Gegensätze, die sich bekämpfen, sie sind gleichberechtigte und notwendige Lebensäußerungen, etwa so wie Schlafen und Wachen, Nacht und Tag, Ruhe und Arbeit ... Wer ist gesund, wer ist krank?? Die Narren nur vermögen es zu unterscheiden!“

Moving on


Bei einem Segment kam es zum Thema, seine Fähigkeiten zu nutzen, und zu fördern.
Zu diesem Thema gibt es einen tollen TED-Talk den ich verlinke. Die Stelle, um die es im Kurs ging, präsentiere ich jetzt hier aus dem Transkript.
Ich habe diesen TED-Talk schon vor vielen Jahren gesehen und finde ihn immer noch grandios.
Das Ziel dieses Vortrages in unserem Kurs war, dass wir darüber nachdachten, dass obwohl oder gerade wegen unserer psychischen Erkrankungen wir der Gesellschaft und den Menschen immer noch einen Dienst leisten können.

TED Talk

Transcript

Die Passage startet bei Minute 14:50 (Den Rest des Vortrages kann ich auch empfehlen)

Und die dritte Sache über Intelligenz ist: Sie ist individuell. Ich schreibe gerade an einem Buch, das "Epiphany" [Erleuchtung] heißt, es basiert auf einer Reihe von Interviews mit Menschen darüber, wie sie ihr Talent entdeckt haben. Mich fasziniert, wie Leute dorthin kommen. Ausgelöst wurde dies durch ein Gespräch mit einer wunderbaren Frau, sie heißt Gillian Lynne. Haben Sie von ihr gehört? Einige. Sie ist Choreografin und jeder kennt ihre Arbeiten. Sie choreografierte "Cats" und "Phantom der Oper." Sie ist wundervoll. Ich war früher im Aufsichtsrat des Royal Ballet in England, wie Sie sehen können. Wir aßen zusammen und ich fragte: "Gillian, wie wurdest du zur Tänzerin?" Es war interessant. In der Schule war sie wirklich hoffnungslos. Die Schule in den 1930ern schrieb ihren Eltern: "Wir glauben, Gillian hat eine Lernschwäche." Sie konnte sich nicht konzentrieren, sie zappelte herum. Heute würde man wahrscheinlich sagen, sie hat ADHS. Denken Sie nicht? Aber in den 1930ern war ADHS noch nicht erfunden worden. Es war kein verfügbares Symptom.
Die Leute wussten noch nicht, dass sie das haben könnten.

Jedenfalls ging sie zu einem Spezialisten. Ein mit Eiche getäfelter Raum, und sie war dort mit ihrer Mutter, sie saß auf einem Stuhl am Ende des Raums, und sie saß dort 20 Minuten auf ihren Händen, während der Mann mit ihrer Mutter über all die Schulprobleme sprach. Denn sie störte die Leute, machte ihre Hausaufgaben zu spät usw. — ein kleines 8-jähriges Kind. Zum Schluss setzte sich der Doktor neben Gillian und sagte: "Deine Mutter hat mir alles erzählt und ich muss noch kurz allein mit ihr reden. Warte doch hier, wir werden gleich zurück sein, es dauert nicht lange", und sie gingen und ließen sie dort.

Aber als sie den Raum verließen, stellte er das Radio an, das auf seinem Tisch stand. Als sie draußen waren, sagte er zu ihrer Mutter: "Bleiben Sie hier, schauen Sie ihr zu." Denn sobald sie draußen waren, war sie aufgestanden und bewegte sich zur Musik. Sie sahen einige Minuten zu und dann drehte er sich zu ihrer Mutter und sagte: "Frau Lynne, Gillian ist nicht krank, sie ist eine Tänzerin. Gehen Sie mir ihr zur Tanzschule."

Ich fragte: "Was ist passiert?" Sie sagte: "Sie tat es. Ich kann kaum beschreiben, wie toll das war. Wir kamen in diesen Raum und er war voller Menschen wie mir; Leute, die nicht still sitzen konnten; Leute, die sich bewegen mussten, um zu denken". Sie tanzten Ballett, Stepptanz und Jazz, moderne und zeitgenössische Tänze. Sie tanzte für die Royal Ballet School vor, wurde eine Solistin; sie hatte eine wunderbare Karriere beim Royal Ballet. Sie schloss die Royal Ballet School ab gründete die Gillian Lynne Dance Company, traf Andrew Lloyd Webber. Sie choreografierte einige der erfolgreichsten Musicals der Geschichte, hat Millionen Menschen erfreut und sie ist eine Multimillionärin. Jemand anderes hätte ihr Medizin verschrieben und gesagt, sie solle sich beruhigen.

Moving on

Wir hatten einige Präsentationen mit den Themen Salutogenese, Coping, Kohärenz und Stress.

Aus dem Thema Stress möchte ich hier ein Beispiel herausnehmen, was ich beeindruckend fand.


Beispiel Tupaias (Spitzhörnchen):

Quelle Pic

Stress kann bis zum Tode führen, ist jedoch im richtigen Masse essentiell für ein funktionierendes Immunsystem.

Ausschnitt aus diesem Artikel (der ganze Text ist lesenswert und informativ):

Quelle

„Eberhard Fuchs in Göttingen
Die Bekämpfung stressinduzierter Erkrankungen ist sein Spezialgebiet. Als Versuchsobjekt hat er sich nicht den Menschen, sondern die Tupaias, auch Spitzhörnchen genannt, ausgesucht – quirlige Urwaldbewohner, die entfernt an Eichhörnchen erinnern.

"Aufgrund ihres Territorialverhaltens sind die Tiere sehr leicht unter Laborbedingungen zu stressen", sagt Fuchs. Tatsächlich reagieren unterlegene Männchen auf die dauernde Anwesenheit eines stärkeren Rivalen mit den von Selye beschriebenen Symptomen, manche überleben sogar die Dauer-Demütigung nicht. Zwar unterscheiden sich die Probleme, die den kleinen Säuger zermürben, in ihrer Qualität von denen des Menschen, doch die körperliche Reaktion ist die gleiche. Die Hörnchen sind also ein optimales Modellsystem, um nach Medikamenten zu suchen, die auch dem Menschen helfen könnten.“

„Und auch unsere Gehirnzellen werden durch die Stresshormone auf Trab gebracht. Bestes Beispiel: Fast jeder kann sich noch genau daran erinnern, was er beim Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 gemacht hat. Fazit: "Ohne Anspannung wäre unser Leben ziemlich fad", so Fuchs.“

Moving on

Als wir am dritten Tag ein Thema bearbeiteten, wurde mein schwerstes und bis dato noch unbehandeltes Trauma „ge-triggert“ (ausgelöst). Alle Dämme brachen. Ich war wieder zurück in meinen Gedanken an dem Ort und in der Situation meines Top-Traumas. Insgesamt weinte ich dann gute 7 Stunden. Was nach dem Trigger noch geschah, weiss ich nicht. Ich war doch schon sehr stark mit mir beschäftigt.
Unser Referendar, der auch ausgebildeter Psychologe ist, unterstützte mich, bis ich im Zug Richtung Brugg KITZ (KRISENINTERVENTIONS- UND TRIAGEZENTRUM) sass.

Die drei Tage Kurs, aber auch der Aufenthalt im KITZ haben mich auf vielen Ebenen weitergebracht.

Ich habe gelernt, dass meine Techniken der SA (Situations Analyse) auch im emotionalsten Moment funktionieren. Vor einem guten halben Jahr hätte mich dieser Ausbruch sehr zurückgeworfen. Jetzt hat er mich sehr stark gemacht. Eines der größten Geschenke war, wie einige Gruppenmitglieder mit mir umgegangen sind. Aussagen wie: Du bist ein toller Mann, oder du bist ein wichtiges Mitglied für diese Gruppe haben mir gut getan. Ich fühlte mich geborgen und getragen von der Gruppe, ohne eine Last zu sein.

Ich habe sehr viel mit den Patienten im KITZ gesprochen und gemerkt, wie gut sie meine Ratschläge annahmen. Ich habe sicher Werbung für uns Peers gemacht, unter den Patienten, vor allem aber unter den Mitarbeitern, die meist nichts von Peers wussten.

Ich habe so viele Geschenke bekommen, weil ich offen war. Ich habe so viel gelernt über mich, die Gruppe, über die Leiter, und vor allem über die Ausbildung als Ganzes.

Ich denke und fühle, dass ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bin. Ein wunderschönes Gefühl.

Bis die Tage -  Freunde der Nacht
Best regards, Dirk P. Flörchinger

LINK VOLL Version Tag 1 Modul 1

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