🇩🇪🇨🇭Management Summary Modul 2 (22-24 Mai 2017)

Wie immer am Beginn eines Kurstages: Mir ging es relativ gut, ich war nervös und hatte wieder einmal viel zu wenig Schlaf und war schon etwas erschöpft, bevor der Kurs losging.

Drei auf vielen Ebenen intensive Tage liegen hinter mir. Als Grundgefühl würde ich sagen eine erschöpfte Glücklichkeit. Ein Gefühl, das ich von Open-Airs kenne, die ich früher besuchte. Ich liebe diesen Zustand und bin froh, dass ich dieses Gefühl nach vielen Jahren wieder mal spüren darf. Ich fühle mich sehr getragen und akzeptiert in der Gruppe.
Ich hatte so viele schöne Momente und Gespräche während der Tage und nicht nur mit einer kleinen Gruppe, sondern mit nahezu Jedem.

Es war ein schönes Gefühl, dass andere Menschen auf mich zu gingen und mit mir sprechen und arbeiten möchten. Sehr ungewohnt und auch ein wenig überfordernd. Da schlagen ein paar Prägungen durch, aber solange ich mir dessen bewusst bin, ist alles im grünen Bereich.

Ich habe mich und meinen Körper sehr stark gespürt. Ich war mir bewusst, dass ich ihn völlig überbeanspruche. Dafür gehe ich jetzt im Nachgang des Kurses sehr achtsam und lieb mit mir um.

Die erste Nacht nach dem Kurs habe ich knapp 14 Stunden durchgeschlafen. Mein Körper hat sich genommen, was ich ihm die drei Tage zuvor enthalten habe.

So, aber nun zu den Ereignissen, die ich in dieser Zusammenfassung erwähnen möchte.

Video TV2 Danmark

Zur Einstimmung ins Thema „Wir und Ich“ haben wir dieses Video angesehen
Ungefähr ein Drittel der Gruppe kannte es schon. Für mich war es neu. Ich finde es grandios.


Erfahrung und Teilhaben

Das Hamsterrad durchbrechen und zum Steuerrad umfunktionieren.
Um nicht sein Leben von einem Psychiatrie-Aufenthalt zum nächsten zu verbringen.

Wir haben den ersten Tag vor allem in kleinen Gruppen verbracht, um unsere jeweiligen Diagnosen zu erarbeiten und den anderen zu präsentieren.

Unsere Diagnosen sind: Sucht, Borderline, Psychose, Bi-Polar und „Normale“ Depressionen, Ängste, Traumas und ich mit meiner chronischen Depression.

Es war sehr interessant, wie Betroffene ihre Diagnose uns nicht betroffenen erklärten. Ich empfand es als sehr lehrreich.

Pausentee

In der Pause hatte ich einen sehr schönen Moment. Ich stand an der Kaffeemaschine, um mir einen Tee zu machen. Plötzlich steht jemand neben mir und sagt: “Warte kurz“ und dann noch „Ich habe an Dich gedacht“. Bei mir fing ein altes Gedankenmuster an zu laufen. Gedanken wie „Was habe ich falsch gemacht“, „Oh nein, hoffentlich passiert jetzt nichts Schlechtes“ schossen mir durchs Hirn.
Und was passierte? Meine Klassenkameradin kramte in Ihrer Tasche und gab mir Teebeutel mit Jasmintee. Am Modul 1 gab es einen feinen Jasmintee, dieses mal jedoch nicht. Sie sagte, dass sie dieses Teepäckchen gesehen habe und an mich gedacht hätte, so dass wir beide feinen Tee trinken könnten. Ich war ehrlich sprachlos und auch ein wenig verwirrt. Erst dann begriff ich. Die Geste hat mich sehr berührt und gut getan. Es war für mich einer von einigen magischen Momenten, an denen ich begriff, dass ich ein vollständiges Mitglied dieser tollen Gruppe bin und auch gemocht werde.
Die Erkenntnis, dass Menschen, die ich bewundere, mich gerne haben können, auch wenn ich meine virtuelle Maske nicht mehr trage, ist mir schon sehr eingefahren, positiv natürlich.
Wenn man, so wie ich, sich Jahrzehnte nur hinter der Maske und Mauer in die Öffentlichkeit getraut hat, und plötzlich ohne diesen Schutz auf Menschen trifft, es es ungewohnt. Aber ungewohnt und neu muss nicht schlecht bedeuten. Eine schöne Lektion habe ich in diesem Moment gelernt.

Nach dem ersten Kurstag gingen einige, inklusive mir noch nach Bern, um uns einen Vortrag über Psychose anzuhören.

Fahrt nach Bern

Es war ein heisser Sommertag mit über 28°C. Ich fuhr mit drei Ladies im Auto. Das Auto war auch wunderbar warm und so fragte ich, ob ich während der Fahrt das Fenster offen lassen dürfe. Zum Glück wurde meine Anfrage bejaht. Dann hatte ich ein positives Flash-Back. Die Situation Auto, heiss und offene Fenster erinnerte mich an tolle Fahrten, die ich in Ghana gemacht hatte. Wir fuhren ohne viel zu reden durch eine wunderschöne Landschaft. Die Schweiz ist schon gesegnet. Als wir nach vielen kleinen Dörfern auf die Autobahn kamen, bot sich uns ein spektakuläres Alpen- Panorama. Ich war leicht erschöpft, aber glücklich. Ich fühlte mich extrem lebendig. Eine schöne Nebenwirkung meines Flash-Backs. In Ghana war ich zum letzten mal so richtig am Leben. Das ist mittlerweile 12 Jahre her. Wow - das so zu sehen ist krass. Es wird wieder Zeit, das Leben zu geniessen.

Vortrag in Bern

Der Vortrag ging gut über die Bühne. Es war auch interessant, Einblicke in drei Patientengeschichten zu erhalten.
Hier die Präsentationsfolien:


Heimfahrt Personenschaden

Nach dem Vortrag wurde ich lieber Weise noch zum Bahnhof begleitet. Ich hatte noch ein schönes Abschlussgespräch, passend zu einem für mich grandiosen Tages. Am Bahnhof angekommen merkte ich, dass eine Ausnahmesituation im Gange war. Die Züge hatten grosse Verspätungen. Der Grund: „Personenschaden“.
Und plötzlich kam ich von meiner Leichtigkeit und Losgelassenheit zurück in die harte Realität.
Ich schickte der Seele dieses Menschen gute Gedanken und Wünsche. Ich hoffe, das jetzt, wo das Leid für ihn vorüber ist, er es besser hat, auch wenn ich als Agnostiker nicht wirklich daran glaube. Auch an die Freunde und Verwandten dachte ich, welches Leid sie jetzt ertragen müssen.
Es gelang mir nach einigen Minuten, mich wieder aufzurichten und wieder in meinen positiven Flow-Zustand zu kommen. Ich spürte mich und das war gut so.

Duschen und ein Bier

Zuhause angekommen nach einem 16-Stunden-Tag schnappte ich mir eine Dose Bier und sprang unter die Dusche. Es war das bestschmeckendste Bier, was ich seit Jahren getrunken hatte. Ich genoss die Hälfte der Dose, während mich das Wasser umströmte.

Aufstehen & Anziehen

Nach einer kurzen und unruhigen Nacht klingelte der Wecker in dem Moment, wo ich wieder hätte einschlafen können. Ich habe mich aus dem Bett gequält. Nach dem Duschen ging es ans Anziehen. Da merkte ich, dass ich meinen Körper und mein Energie-Level gestern völlig überschritten hatte. Ich hatte massive Probleme mich zu entscheiden, welchen der beiden Strümpfe ich nun als erstes anziehen müsste. Dann kam noch der Gedanke, ob ich als erstes die Schuhe und erst dann die Socken anziehen solle.
Wenn ich solche Gedanken habe, ist mir bewusst, dass ich mich überfordert habe und mein Körper nach Erholung schreit.
Dann kam mir ein rettender Gedanke, der mich aus meinem Socken-Dilemma rauskatapultierte:
In Olten wartet jemand auf aus deiner Klasse auf dich und du darfst sie nicht warten lassen und enttäuschen.
Ich kam gerade noch pünktlich zum Bahnhof und konnte meinen gewohnten Zug nehmen.

Das Segment, das mich am meisten bewegt hat war die Übung „Ich habe Recht!“

Mein Partner für diese Übung kam auf mich zu und fragte mich, ob ich es gerne zusammen mit ihm machen würde. Es war schön, dass ich mir keinen Partner suchen musste, sondern dass ein toller Mensch auf mich zu kam.

Wir gingen in einen Nebenraum und standen uns gegenüber. Dann mussten wir abwechslungsweise den Satz: „Ich habe Recht!“ sagen.

Ich, mit meiner Erfahrung im Rollenspiel und mit dem Kiesler-Kreis hatte einen riesigen Vorteil im Vergleich zu meinem Partner. Ich schwankte zwischen dominant und freundlich-dominant.
So „drückte“ ich mein Gegenüber ins Unterwürfige. Er sagte zwar den selben Satz wie ich, aber glaubte nicht an die Richtigkeit des Inhaltes. Nach einer Minute stoppten wir und tauschten uns aus.

Der nächste Satz war: „Ich hab‘ Recht, also hast du nicht Recht!"

Diese Übung ist mir recht eingefahren. Als ich den Teilsatz „also hast du nicht Recht!“ hörte fing ich an zu stottern, konnte meinen Satz fast nicht aussprechen und fing beinahe an zu weinen.
Was für eine Erfahrung. Bei Übung 1 noch sehr souverän und selbstsicher und dann innert Sekunden voll unterwürfig und zweifelnd an mir selbst.
Mein Partner hat super reagiert und mich an der Schulter gepackt.
Wir tauschten uns wieder aus. Dann kam Übung 3.

Der nächste Satz war: „Ich hab‘ Recht, und du hast auch Recht!“

Eine sehr versöhnliche Übung, die uns gut gelang. Wir tauschten uns kurz aus.

Der letzte Satz war: „Ich hab‘ Recht, und du hast auch Recht, und ich vertraue dir!“

Der schönste unserer vier Sätze und Übungen. Es hat sich für mich richtig und ehrlich angefühlt, es zu sagen und zu hören, da ich meinen Partner schon vor dieser Übung sehr mochte.

Alles in allem eine tolle Session, vor allem, weil ich einen grossartigen Partner hatte.

Am dritten Tag war ich komplett leer

Partizipation


Zum Einstieg in das Thema haben wir den Film „The Interviewer“ gesehen.
Der Film hat nicht nur mich bewegt


Vom dritten Tag weiss ich nicht so viel zu berichten, da ich schon sehr auf dem Zahnfleisch lief.

Feierabend

Dann kam für mich endlich das Ende des Kurses. Irgendwie ist es erschreckend für mich, wie wenig Energie ich habe und wie schnell sie weg ist. Ich schreibe diesen Post knapp 2 Wochen nach dem Kursende. Ich habe mich bis jetzt noch nicht richtig erholt, obwohl ich bis zu 15 Stunden schlafe. Ist halt momentan so. Ich versuche, es zu akzeptieren und wohlwollend mit meinem Körper umzugehen. Es ist aber sehr schwer, weil ich so viele Projekte habe, mir die Zeit wegen der langen Erholungsphase aber immer knapper wird.

Wieder an der Aare

Ich hatte mir schon am morgen Brötchen gebacken, belegt und eingepackt.
Ich genoss die warmen Sonnenstrahlen nach einem so schlechtem und kalten Monat.
Nach ca. einer Stunde kamen mir drei winkende Damen entgegen. Patienten aus der Klinik, die ich von meinem Aufenthalt im letzten Jahr kannte. Wir hatten tolle Gespräche. Vor allem wurde mir klar, wenn ich das Thema meiner komplexen Traumas angehen will, dass ich um einen stationären Aufenthalt nicht herum kommen werde. Ein schöner Zufall, dass ich die Drei traf und mir wurde es leichter gemacht, eine Entscheidung zu treffen, wie ich meine zukünftige Therapie gestalten möchte.
Drei extrem intensive, aber auch produktive und lehrreiche Tage sind zu Ende gegangen.
Ich empfinde es als Privileg, Teil einer grossartigen Gruppe zu sein, die mich auch getragen hat, als ich nicht mehr mitdenken und mithelfen konnte.
Ich freue mich auf schon auf Modul 3 „Empowerment“ (Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung)

Bis die Tage -  Freunde der Nacht
Best regards, Dirk P. Flörchinger


Link MODUL 2 VOLLVERSION

Comments

Popular posts from this blog

CBASP Therapie

🇬🇧🇺🇸About & Disclamer

🇩🇪🇨🇭 Management Summary Modul 6 (10-12. Oktober 2017)